Rituale im BDSM sind weit mehr als nur sich wiederholende Handlungen – sie sind etwas Symbolisches und Bewusstes. Rituale haben vielleicht den Anschein, nur zu strengen 24/7 D/s-Dynamiken zu passen. Aber hier ist ein kleines Geheimnis: Selbst die lockersten und verspieltesten kinky-Sessions leben von einem Hauch von Struktur. Rituale müssen nicht starr oder streng sein – sie können sexy, frech, erdend oder sogar lustig sein.
Es geht nicht um Kontrolle der Kontrolle wegen. Rituale dienen dazu, Atmosphäre zu schaffen, Konsens zu klären und die Verbindung zu stärken. Ich stelle sie mir gerne als Matrix vor, in die die einzelnen Szenen eingebettet sind. Als den geheimen Handschlag unserer Dynamik. Rituale sind immer achtsam und niemals überstürzt. Es ist ein Ritual und keine Routine.
Warum Rituale wichtig sind
Rollen stärken. Ein kleines Ritual kann als Szenenauftakt dienen – als Signal: „Okay, jetzt geht es los mit dem Spaß.“ Das kann etwas ganz Typisches sein. Der Sub kniet sich hin und bietet ein Spielzeug an. Ich als Domme ziehe meine High Heels an. In meinem Fall ist es allerdings eher das Ausziehen meiner High Heels. Wenn die High Heels ausgezogen werden, weißt du, dass es gleich intensiv wird.
Strukturen schaffen. Vorhersehbar bedeutet nicht langweilig – es kann auch aufregend sein. Ein wiederholtes Ritual (wie das Anlegen einer Augenbinde) steigert die Erregung durch Vorfreude.
Andererseits können Strukturen auch beruhigend und erdend wirken. Rituale bieten einen Rahmen, der Vorhersehbarkeit schafft und das Nervensystem wieder ins Gleichgewicht bringt. Das ist besonders wichtig, wenn ein Spielpartner ein hohes Maß an körperlicher Kontrolle abgibt oder bei intensiven SM-Spielen.
Emotionale Intimität. Rituale sind keineswegs kalt oder roboterhaft, sondern haben oft eine tiefe emotionale Resonanz. Sie schaffen eine gemeinsame Sprache der Zuneigung, des Respekts und der Verletzlichkeit. Mit der Zeit werden Rituale zu Momenten der Bindung.
Konsens stärken. Ich liebe es, mir in den ersten Minuten einer Session Zeit zu nehmen, um deinen Körper mit all seinen Reaktionen zu entdecken. Wo darf ich dich berühren? Wie weit kann ich gehen? Was bringt Lust? Was ist Bestrafung? Konsens spielerisch verpackt.
Hier sind einige meiner persönlichen Lieblingsrituale
Vorbereitungen. Das geschieht normalerweise, bevor du, mein Sub, überhaupt bei mir im Studio eintriffst. Ich stelle sicher, dass all die schönen Toys im Zimmer sind, zusammen mit etwas Wasser. Ich stelle die Beleuchtung ein und mache meine Lieblingsplaylist an. Ich entscheide mich für mein Outfit und lege etwas Make-up auf. Dieses Ritual bringt mich in Stimmung und hilft mir, von meinem privaten Alltags-Ich zu Lina Twist zu werden. Am Ende unserer Session ist das Aufräumen und Putzen des schönen Chaos, das wir angerichtet haben, mehr als nur eine lästige, notwendige Aufgabe nach dem Spaß. Es ist für mich eine Zeit, zum Reflektieren und langsam aus der Intensität der Session wieder herauszufinden.
Halsband. Ein einfaches Halsband um den Hals. Es ist mir wichtig, dass ich es dir anlege. Und solange du es trägst, bist du mein Lieblingsspielzeug. Ein Spielzeug zu meiner Unterhaltung. Ich nehme dir alle Entscheidungen ab und kümmere mich um dich. Erst wenn ich es wieder abnehme, darfst du wieder deine eigene Meinung haben.
Anstelle eines Halsbands verwandle ich dich auch gerne in meine kleine Prinzessin oder süße Schlampe in High Heels mit Absätzen, zu hoch für dein eigenes Wohl.
Aftercare. Ich löse langsam alle Fesseln und Seile, nehme dir die Augenbinde ab, massiere deine Beine und Arme. Dein Kopf darf in meinem Schoß ruhen, während meine Hände auf deiner Brust liegen. Wir atmen ein paar Atemzüge lang gemeinsam, lächeln uns in einem Moment der Glückseligkeit und Entspannung an.
Rituale schaffen: Ganz wie es uns gefällt.
Das Schaffen von Ritualen sollte immer ein einvernehmlicher und gemeinschaftlicher Prozess sein. Sie müssen für uns beide eine Bedeutung haben und dürfen nicht nur meinen Wünschen als Domme entsprechen. Gute Rituale sind auf uns beide zugeschnitten und entstehen organisch aus unseren Bedürfnissen, Fantasien und Kommunikationsstilen.
Sie sind ganz und gar unsere eigenen – voller Insiderwitze, Absurditäten, Eleganz oder Erotik. Also verrate mir: Was möchtest du zu Beginn unseres Spiels fühlen? Was hilft dir in deine unterwürfige, verspielte Stimmung zu finden? Was unterscheidet diesen Moment von alltäglichen Interaktionen? Welche Gesten oder Worte haben für dich symbolische Bedeutung?
Von dort aus können wir experimentieren und verfeinern. Ein Ritual sollte sich niemals erzwungen anfühlen – sondern wie ein Anker und eine gemeinsame Sprache.
Gedanken zum Schluss
Rituale im BDSM müssen nicht ernst oder streng sein – sie müssen nur uns gefallen. Sie helfen uns beiden, leichter in die Szene einzutauchen, Klarheit über das Machtgefälle zu bewahren und Momente in Erinnerungen zu verwandeln.
Struktur ist nicht der Feind von Kreativität – im BDSM ist sie das, was Kreativität gedeihen lässt.
Also los. Geh auf die Knie, küsse meine nackten Füße und lass mich das Halsband um deinen schönen Hals legen. Bist du bereit, für eine Weile mein Lieblingsspielzeug zu sein?
Cum, play!